Standort: Alexander Foken > Projekte > Elektronik / Hardware > Ansageverstärker für Auerswald COMpact 2206USB, 4406DSL und 4410USB
Bei unsachgemäßem Umbau können Telefonanlage und Verstärker zerstört werden!
Auerswald bietet bei der COMpact 2206USB (und der voll ausgebauten Version 4410USB sowie der Version mit DSL-Router 4406DSL) bekanntlich einen Ansageausgang und mit dem Türmodul (COMpact TS) auch ein klein wenig Unterstützung für diesen Ausgang. Ruft man die interne Nummer des Ansageausgangs an, kann auf dem Türmodul ein Relais anziehen, um einen Verstärker zu aktivieren. Legt man auf, fällt das Relais wieder ab. Im COMset stellt man dazu eines der drei Relais unter "COMpact TS-Modul" / "Relais-Einstellungen" auf "Ansage". Die Rufnummer des Ansageausgangs stellt man unter "Interne Rufnummern" / "Nr. Ansageausgang" ein.
Soweit nichts neues. Nur bräuchte ein externer Verstärker noch ein Netzteil, wenn ich das stromsparend primärseitig abtrennen wollte, wäre auch noch ein zusätzliches Netzrelais nötig, weil die Auerswald-Relais (und das gesamte TS-Modul) für Netzspannung nicht geeignet sind.
Praktischerweise hat Philips ein supergeniales IC im Sortiment, das mit minimaler externer Beschaltung und ohne zusätzliche Kühlung einen 8-Ohm-Lautsprecher mit mindestens 1 W Sinus versorgen kann -- das reicht für deutlich mehr als Zimmerlautstärke. Eigentlich ist das IC für kleine Fernseher, Monitore und batteriebetriebene Radios oder Kassettenrekorder gedacht, um dort Lärm zu machen. Bei PC-Lautsprecherboxen mit dem IC würde das Marketing vermutlich irgendwas von 500 W PMPO auf die Packung drucken lassen.
Im Datenblatt zum TDA7052A (Google findet es mit der Typenbezeichnung mehrfach) ist zwar immer von 6 V Versorgungsspannung die Rede, aber es verträgt bis maximal 18 V und zieht in Ruhe nur maximal 12 mA, eher 7 mA. Außerdem hat es Schutzsschaltungen gegen Kurzschluß und Übertemperatur und einen Knackschutz.
Das TS-Modul bietet am TOUT-Anschluß eine Hilfsspannung von 12 V, die mit 100 mA belastet werden darf, das sind 1,2W.
Die 2206 verwendet das selbe Gehäuse wie die 4410, nur hat die Platine der 2206 nur einen einzigen Steckplatz für ein TS-Modul. Die Führungsschienen für S0-Modul und zweites TS-Modul der 4410 sind aber trotzdem vorhanden, und kein Bauteil verhindert, dort eine Platine rein mechanisch einzubauen.
Würfelt man das alles zusammen, wird die Idee klar: Die Hilfsspannung aus dem TS-Modul versorgt bei Bedarf (Durchsage) das TDA7052A über eines der drei Relais des TS-Moduls -- kein zusätzliches Netzteil, kein zusätzliches Gehäuse, nur ein einziges zusätzliches Kabel zu einer kleinen Lautsprecherbox.
Genau das habe ich Ende 2006 auf- und eingebaut. Die sogenannten "12V" an TOUT sind eher 14V bis 16V, die Spannung ist nicht sonderlich präzise geregelt und scheint noch einiges an Reserven zu haben. Vermutlich sitzt in der 2206 das gleiche Netzteil wie in der 4410, das noch ein S0-Modul und noch ein TS-Modul versorgen kann. Um so besser.
Der Schaltplan kommt dieses Mal aus Eagle, "ausgedruckt" in eine PDF-Datei. Es gibt ganz bewußt kein Platinen-Layout. Wer diese Schaltung ohne vorgegebenes Platinen-Layout nicht sicher aufbauen kann, sollte besser nicht auf diese Art in die Telefonanlage eingreifen.
D1 ist hauptsächlich Verpolungsschutz, auch ein wenig Entkopplung. C1 dient zur Siebung und ist stumpf aus dem Datenblatt übernommen. Parallel zur Versorgung von IC1 gehört laut Datenblatt noch ein 100 nF-Kondensator, der aber entfallen darf, wenn C1 dicht an IC1 montiert ist. R3 ist ein zusätzlicher Schutz gegen Kurzschluß und vor Überlast durch zu niederohmige Lautsprecher. (Das IC braucht einen Lautsprecher mit mindestens 8 Ohm.) R4 und LED1 sind nur Funktionskontrolle bzw. Innenbeleuchtung für die Telefonanlage und können ersatzlos entfallen. Der Rest ist stumpf nach Datenblatt verschaltet. X1 ist eine einfache fünfpolige Schraubklemmenleiste, ganz ähnlich denen in der Auerswald-Anlage. R1 regelt die Verstärkung und sollte auch bei eingebauter Platine erreichbar sein, am besten ein stehender Trimmer mit der Öffnung zum Einstellen in Richtung der vorderen Platinenkante, wo auch die Schraubklemmenleiste liegt.
Ohne TS-Modul geht es zur Zeit nicht. Leider. Man könnte ... - aber das ist eine andere Geschichte. Das TS-Modul ist die ideale Schablone für die Verstärkerplatine. Es gibt Platinengröße und Abstand der Schaubklemmen von der Platinenkante vor.
Also erstmal Anlage von ISDN und Strom trennen, TS-Modul und Verstärker-Platine einbauen (ersteres rastet im Stecker ein, letzere nicht) und gemäß Schaltplan verkabeln. Die NF-Leitung vom Ansageausgang zu den Schraubklemmen läuft entweder ohne Abschirmung mit einer einzelnen Litze, oder mit einer Abschirmung, die an der Verstärkerplatine nicht angeschlossen wird, denn sonst entsteht durch die doppelte Masse-Verbindung über verschiedenen Wege eine Brummschleife. Die beiden Lautsprecher-Leitungen dürfen weder mit GND noch mit +U oder irgendeinem anderen Signal verbunden werden. Die Anlage wieder aktivieren und TS-Modul und Ansageausgang per COMset programmieren. Es muß nicht Relais 1 sein, aber Relais 2 hat eine Schutzschaltung für induktive Lasten (Türöffner) und Relais 3 ist als Umschalter ausgeführt. Relais 1 ist bei mir einfach das leichteste Opfer. Um Relais 2 zu benutzen, ersetzt man TS1 durch TO1 und TS2 durch TO2. Um Relais 3 zu benutzen, ersetzt man TS1 durch NO und TS2 durch COM.
R1 auf der Verstärkerplatine und der Lautstärkeregler neben dem Ansageausgang sollten sehr weit (aber nicht ganz) zurückgedreht werden, denn das IC hat eine recht hohe Verstärkung (typisch 35,5 dB), und die Auerswald-Anlage liefert sehr viel Pegel. Dann bittet man einen Helfer in einem anderen Raum, den Ansage-Ausgang anzurufen und einen längeren Vortrag per Telefon zu halten. Dabei stellt zuerst mit dem Regler der Auerswald-Anlage und dann mit R1 auf der Verstärkerplatine die gewünschte Lautstärke ein. Verzerrungen sollte man vermeiden, die sind ein klares Zeichen für Überlast.
Wer seine Anlage nicht so weit umbauen möchte oder in der 4406/4410 keinen Platz mehr hat, kann den Verstärker auch in ein externes Plastik-Gehäuse einbauen. Als Zuleitung sollte man eine Leitung mit zwei Adern plus Abschirmungsgeflecht benutzen, die Abschirmung geht an TGND des TS-Moduls und an GND der Verstärkerplatine. Wer eine Leitung mit drei Adern hat, führt die Verbinung GND-TGND über eine der Adern und legt die Abschirmung einseitig an GND. Notfalls geht auch eine kurze, ungeschirmte Leitung.
Wer das Netzteil der Anlage nicht mit dem Verstärker belasten will, kann auch ein externes Netzteil mit 6 bis 12 V Gleichspannung benutzen, 300 mA sind mehr als genug, Regelung muß nicht sein. (Primitive Universal-"Glühwürfel" ohne Regelung sollte man aber nicht auf "12 V" einstellen, dann kommen auch schonmal 20 bis 30 V aus dem Netzteil und braten das IC. Also besser mit "6 V" anfangen und ggf. nachmessen.) Dann muß die Leitung vom Ansageausgang geschirmt und an GND der Verstärkerplatine angeschlossen werden, dort wird auch die Minus-Leitung des Netzteils angeschlossen, die Verbindung zu TGND entfällt. Die Plus-Leitung des Netzteils geht statt TOUT an TS1. Die Verbindung von TS2 und +U bleibt.
Diese Schaltung "verbraucht" ein Relais und die eine Cinch-Buchse ("Audio"), die gleichzeitig als Wartemusik-Eingang und Ansage-Ausgang dient. Externe Wartemusik kann also nicht mehr eingespeist werden. Aufwendige Türmodule, die mehr als zwei Relais brauchen, funktionieren mit dieser Schaltung auch nicht. In die Anlage eingebaut belegt die Schaltung einen der drei Steckplätze. Bei der 4406 und 4410 können so nur noch zwei Module eingebaut werden, die 2206 kann ohnehin nur ein Modul ansteuern.
Ich habe meine Telefonanlage auf diese Art umgebaut, es ist bislang kein Fehler aufgetreten. Es könnte jedoch sein, das in dieser Anleitung Fehler enthalten sind. Daher kann ich keine Funktionsgarantie für Nachbauten übernehmen. Ich bitte darum, die Warnhinweise in diesem Text besonders zu beachten.
Alexander Foken, alexander@foken.de, http://www.foken.de/alexander
Copyright © Alexander Foken | 2007-01-14 18:33 |