Standort: Alexander Foken > Meinung > Netscape Navigator 4.x
Tja, der Netscape Navigator 4.x (kurz: NN4). Vor einiger Zeit war der NN4 mein absoluter Lieblingsbrowser, und auch für viele andere war der NN4 der Standard. Besonders angenehm: Der NN4 ist auf vielen Plattformen (Windows, MacOS, diverse Unix-Varianten) verfügbar, und dank des Roaming-Features kann man alle Einstellungen, Bookmarks, Cookies, Mail-Filter, Adreßbuch, History, Java-Einstellungen, Zertifikate und Private Keys von jedem Computer aus nutzen, egal unter welchem Betriebssystem der Computer arbeitet. Besonders diesem Feature trauere ich ein wenig nach.
ABER: (und dieses "aber" ist wirklich ein dickes "aber") Der NN4 ist mittlerweile um die zehn Jahre alt und in diesen Jahren gewachsen wie ein Krebsgeschwür. Die meisten aktuellen Standards (DOM, CSS) werden nicht oder nur teilweise unterstützt. Was besonders schlimm ist: Die Implementation dieser Standards sind fehlerhaft und/oder inkonsistent. Ironischerweise hat Netscape selbst die Grundlage für viele dieser Standards gelegt.
Das Problem des NN4 ist die uralte und absolut unübersichtliche Codebasis; nur ein radikaler Schnitt mit anschließendem Neuaufbau kann hier helfen. Genau das ist mit dem Mozilla-Projekt passiert, das einen frei verfügbaren Browser mit offenem Quelltext entwickelt, und aus dem Netscape (AOL) gelegentlich eine neue Navigator-Version "abgreift". Die Netscape-Version 6 war aus einer Testversion abgeleitet und ist extrem fehlerhaft, die Netscape-Versionen 7 und neuer sind aus stabileren Versionen des Mozillas abgeleitet. Noch besser ist allerdings der jeweils aktuelle Mozilla.
Opera, ein schneller, sparsamer, weitgehend Standard-konformer Browser mit einigen innovativen Features, wie z.B. Maus-Gesten und HTML-Validator-Integration, und mein aktueller Lieblingsbrowser. Opera läuft auf verschiedenen Plattformen, allerdings gibt es nicht für jede Plattform die aktuellste Version. Opera gibt es kostenlos mit Werbung oder bezahlt ohne Werbung. Finger weg von alten Versionen, vor 5.0 war Opera unbrauchbar. Einige 6er- und frühe 7er-Versionen haben Sicherheitsprobleme.
Auf MacOS X gibt es den Safari-Browser, basierend auf der Browser-Engine des Konqueror-Projektes (KDE). Für alle, insbesondere aber für alte MacOS-Versionen gibt es neben Opera auch iCab. Besonderes Feature: HTML-Qualitätskontrolle.
Für Unixe gibt es neben Mozilla und Opera auch das KDE-Projekt, das einen eigenen Browser (Konqueror) mitbringt.
Der Microsoft Internet Explorer. Das Million-Fliegen-Prinzip. Kein anderer Browser hat derart viele Sicherheitslücken wie der Internet Explorer. Wer mit dem Internet Explorer ins WWW geht, riskiert sämtliche Daten zu verlieren und an unbekannte Dritte weiterzugeben. Es gibt Unmengen von Zusatzprogrammen, Tips, Einstellungen und so weiter, um ein Produkt, bei dessen Entwicklung Sicherheit an letzter Stelle stand, sicherer zu machen. Aber was nützt es, bei 100 Sicherheitslücken mit viel Mühe 95 zu stopfen? Verschlimmernd kommt bei neueren Microsoft-Produkten (und diversen Drittherstellen) hinzu, daß viele Programme Komponenten des Internet Explorers nutzen, z.B. der Windows-Explorer, das Hilfesystem, Outlook, Office, die Entwicklungsumgebung, StarMoney 4. Unterstützte Plattformen? Windows: integriert. MacOS: Entwicklung eingestellt. Solaris: Entwicklung eingestellt. Andere: gibt's nicht.
Es gibt kaum einen Grund, den NN4 noch weiter zu benutzen. Bei knappen Resourcen (langsame CPU, wenig Speicher) ist Opera dem NN4 deutlich überlegen. Einige Mozilla-Derivate sind ebenfalls auf geringen Resourcenverbrauch optimiert. Wenn genug Resourcen vorhanden sind, ist Mozilla auf jeden Fall besser als der NN4, wobei Opera anderen Anwendungen aber mehr Resourcen freihält.
Copyright © Alexander Foken | 2004-01-20 23:37 |