Standort: Alexander Foken > Meinung > Unterbelichtet!
Links ein silbergraues Auto bei Dämmerung oder "Dreckwetter", rechts ein Auto bei Nacht, beide ohne Licht.
Fühlst Du Dich veralbert? Tut mir leid, das ist nicht beabsichtigt. Ich möchte nur etwas verdeutlichen.
Es stört mich einfach ganz fürchterlich, daß manche Mitmenschen bei Dämmerung, bei schlechter Sicht (Regen, Nebel, Hagel, Schneefall, Tunnel) und teilweise sogar bei Nacht ohne ein einziges eingeschaltetes Lämpchen am Auto durch die Gegend fahren und damit Unfälle provozieren. Es gibt ein Gesetz, nachdem bei schlechter Sicht das Fahrlicht einzuschalten ist. Leider, leider, leider wird seitens der Polizei meiner Meinung nach nicht genug darauf geachtet, daß mit Licht gefahren wird. Im Gegenteil, auch in Polizeikreisen gibt es Lichtmuffel. Um faule Ausreden sind die Lichtmuffel aber nie verlegen:
Ein handelsübliches Auto hat heutzutage vier verschiedene Einstellungen für das Licht an der vorderen Seite. Standlicht, Fahrlicht, Fernlicht und Nebellicht. Diese vier Begriffe sollten doch eigentlich einleuchtend sein, oder? Ich gebe zu, der veraltete Begriff Abblendlicht (statt Fahrlicht) ist etwas verwirrend. Hinten ist es etwas einfacher, da gibt es das normale Schlußlicht und das Nebelschlußlicht.
Aber was muß man auf Deutschlands Straßen sehen? Lichtmuffel fahren mit Standlicht, dafür parken andere kurzzeitig auch mit Fahrlicht oder gar Fernlicht. Das man für einen kurzen Stop einmal vergißt, das Licht runterzuschalten, kann ich verstehen. Das aber auch bei schlechter Sicht und auf Autobahnen Leute mit Standlicht durch die Gegend fahren, will mir absolut nicht in den Kopf.
Das Nebellicht ist bei schlechter Sicht (nicht nur Nebel, auch starke Niederschläge) einzuschalten. Dabei leuchtet eine helle Kontrollleuchte im Sichtfeld des Fahrers (Vorschrift). Das gleiche gilt für das Nebelschlußlicht, hier ab Sichtweite unter 50m. Dann gilt automatisch auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf max. 50 km/h, denn eine höhere Geschwindigkeit ist bei Sichtweiten unter 50m nicht zulässig.
Kann das so schwer sein? Alle Jahre wieder wird das zum Herbst hin runtergebetet, und jeder hat das in der Fahrschule gelernt. Und alle Jahre wieder sind nach einem nebeligen Tag tagelang die Nebel- und Nebelschlußleuchten an.
Die Auto-Hersteller könnten mit sehr wenig Aufwand dafür sorgen, daß die Nebel- und Nebelschlußleuchten automatisch abgeschaltet werden. Dafür ist kein aufwendiger Nebelsensor nötig, sondern nur ein kleines Stückchen Elektronik für Cent-Beträge (Flip-Flop). Ein Druck auf die Taster für die Nebel- bzw. Nebelschlußleuchten schaltet sie ein (sofern das Fahrlicht eingeschaltet ist), ein weiterer Druck schaltet sie wieder aus, wie gehabt. Schaltet man das normale Licht aus, wird das Flip-Flop zurückgesetzt. Schaltet man am nächsten Tag das Licht wieder ein, bleiben die Nebel- und Nebelschlußleuchten erst einmal aus. Schaltet man Fernlicht an, ist die Sicht offensichtlich wieder so gut, daß die Nebellampen abgeschaltet werden können, also wird auch beim Einschalten des Fernlichts das Flip-Flop zurückgesetzt.
Und wenn die Hersteller sich endlich mal aufraffen würden, könnten sie dem leidigen Standlicht auch gleich den Garaus machen. Die Standlicht-Position am Lichtschalter entfällt ersatzlos. Bei ausgeschalter Zündung gibt es nur Standlicht, bei eingeschalteter Zündung kann man wie gewohnt zwischen Fahr- und Fernlicht umschalten. Für dieses bißchen "Intelligenz" braucht man nicht einmal Elektronik, es reicht vollkommen, Fahr- und Fernlicht aus "Zündungsplus" statt aus "Dauerplus" zu versorgen.
Es bleibt nur noch ein Argument für Standlicht bei eingeschalteter Zündung: Bei sehr dichtem Nebel kann das eigene Fahrlicht blenden, so daß Standlicht + Nebellicht günstiger ist. Diese Umschaltung könnte man durch langes Drücken (5 sec) des Nebellicht-Tasters, kombiniert mit noch einigen Cents für Elektronik, realisieren.
Mal ganz ehrlich, wann hast Du das letzte Mal die Beleuchtungsanlage Deines Kraftfahrzeuges (O-Ton Fahrschule) überprüft? Theoretisch soll man das vor jedem Fahrtantritt machen. Es ist unglaublich, bei wie vielen Autos -- auch neuen -- irgendwelche Lampen (Schlußlicht, Fahrlicht, Blinker, Bremse) nicht funktionieren. Dabei kann man sich das Rumrennen ums Auto ganz einfach sparen. Man nehme: Eine Schaufensterscheibe, ein großes, einigermaßen glattes und senkrechtes Blech (Vans und Busse) oder notfalls eine helle Wand. Fährt man darauf zu (z.B. beim Einparken), macht man mal alle Lampen an. Für die Lampen am Heck gibt's die Rückspiegel. In der Dämmerung geht das natürlich besonders gut. Bremse nicht vergessen!
Funzeliges Licht, merkwürdiges Mitblinken aller möglichen Lampen, auch das kommt vor. In den meisten Fällen sind das schlicht Kontaktfehler (meistens der Massekontakt) - man könnte es auch Konzeptfehler nennen: "Draußen" an den Lampen haben teilisolierte Steckkontakte aus unterschiedlichen, leicht oxidierenden Materialien eigentlich nichts zu suchen. Trotzdem verbauen die Hersteller Messingstecker und Gegenstücke aus Eisen, weil es billig ist. Oxidation ist da vorprogrammiert, sobald es einmal feucht wird. Kratzt und schleift man den Gammel der Jahre weg, funktioniert alles wieder wie es soll. Etwas Kontaktfett oder Kontaktspray wäre auch nicht schlecht, dann spart man sich das Kratzen im nächsten Jahr.
Blendendes Licht. Nicht angenehm (besonders nicht für den Gegenverkehr), aber auch kein Beinbruch: Regelmäßig im Herbst gibt es gesponsorte Lichttest-Wochen, in denen die gesamte Lichtanlage kostenlos durchgecheckt und die Lampen ggf. eingestellt werden. Viele Werkstätten stellen das Licht auch das ganze Jahr gratis ein, insbesondere bei Stammkunden. Wenn das Auto also sowieso mal wieder in die Werkstatt muß, kann man auch gleich das Licht einstellen lassen. Tip: Wenn man bei eingeschaltetem Licht ständig angeblinkt wird, ist wahrscheinlich eine Lampe falsch eingestellt oder kaputt.
"Xenon-Leuchten blenden nicht." Und Säugetiere fliegen nicht.
Zugegeben, die meisten Xenon-Leuchten blenden nicht, sie sind nur heller als normale Leuchten. Aber Fledermäuse sind auch Säugetiere, und sie fliegen. Und fehlerhaft eingestellte Xenon-Leuchten blenden, wie auch verschmutzte Xenon-Leuchten. Gerade die ersten Modelle blenden auch, wenn sie sauber und korrekt eingestellt sind. Im Randbereich der Ausleuchtung ist die Lichtverteilung recht unregelmäßig und bunt, dadurch entstehen Blendeffekte. Also, liebe Xenon-Leuchten-Besitzer, putzt die Leuchten bitte desöfteren.
Oh ja, gerade an den tiefergelegten, nebellichtverzierten Klapperkisten fehlt natürlich eine Xenon-Leuchte. Nicht, daß der Fahrer sie benutzen würde. Aber der blaue Schimmer sieht ja soooo cool aus. Also müssen blau eingefärbte Lampen oder Lampenkappen her, denn für Xenon-Leuchten fehlen diesen Hoppelkisten einige Voraussetzungen. Bis auf einen Typ sind diese blauen Lampen allesamt nicht zugelassen, sie sind in der Regel deutlich dunkler als nicht gefärbte Lampen. Die Ausnahme ist so schwach gefärbt, daß der Effekt kaum zu sehen ist. Die Lampenkappen sind alle nicht zugelassen. Und trotzdem hüpfen und poltern mir fast täglich geschundene Autos mit blau eingefärbtem Standlicht entgegen.
Natürlich produziert die Tuning-Industrie nicht nur blaue Lampen und Lampenkappen. Auch gelb, grün und rot werden produziert. Gegen Gelb wäre kaum etwas einzuwenden, denn gelbes Licht reduziert Blendeffekte. (Das hat man u.a. in Frankreich schon lange erkannt und fährt deswegen mit gelben Leuchten.) Wenn, ja wenn das Standlicht denn genug Licht produzieren würde, um Blenden zu können. Grün ist genauso unsinnig wie blau. Rot ist lebensgefährlich. Es soll schon mehrer Unfälle gegeben haben, an denen Autos mit rot eingefärbtem Standlicht beteiligt waren. Unfallursache: Der andere Fahrer hat die roten Lampen für das Heck des Autos gehalten und ist deswegen von einer entgegengesetzten Fahrtrichtung ausgegangen. Ich hätte ja gar nichts dagegen, wenn die Standlicht-Raser mit den rot eingefärbten Lampen nur sich selbst aus dem Genpool entfernen würden. Leider sind aber auch Unschuldige beteiligt.
Copyright © Alexander Foken | 2004-02-04 23:34 |