Pannen-Logbuch


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Dieser Text stammt aus der Zeit, als ich noch stolzer Besitzer eines Visas war, mittlerweile fahre ich einen [intern] BX. Ich lasse diesen Text unverändert, in Erinnerung an alte Zeiten.

26. Mai 1998

Ich war auf dem Weg von der FHO Emden nach Wilhelmshaven, die Bremse hing mal wieder etwas fest, die rote Lampe für die Bremsbelagabnutzungsanzeige (tolles Wort) blinkte munter (wie schon auf den letzten 1000 km), da knackte es plötzlich und die Bremsleistung ging auf Null (sprich: Pedal durchgetreten und keinerlei Bremswirkung). In der Werkstatt (200 m weiter) hieß es dann: heiß gelaufen, Bremsflüssigkeit hat gekocht, neue Bremsbeläge, neue Bremsflüssigkeit und es ist wieder alles ok.
Das man die Bremsflüssigkeit gelegentlich mal wechseln muß, war mir schon klar, nur daß die Brühe schon beim Kauf vor zwei Jahren nicht mehr so besonders frisch war (man munkelt, daß Monsieur André sie persönlich eingefüllt hat ...) und der Wechsel alle zwei Jahre fällig ist, hat mir natürlich niemand gesagt (jedenfalls nicht vor dem Bremsausfall) - weder in der Fahrschule noch beim Kauf, und eine Bedienungsanleitung für mein Auto habe ich auch noch nicht gesehen.
(Es ist übrigens nichts passiert, nur eine kräftige Portion Adrenalin und einige graue Haare mehr - Schließlich habe ich noch eine recht schlappe Handbremse und mein Motor bremst auch noch etwas ...)

14. Oktober 1998, 191.000 km

auf dem Weg nach Emden bleibt meinem Kleinen plötzlich der Sprit weg, obwohl der Tank noch zu einem Viertel voll war. Ich habe es noch bis zum nächsten Telefon geschafft, und schon nach zwei Stunden kam der nette Mensch vom ADAC ("datt is wohl die Benzinpumpe"), der mich und meinen Kleinen nach Hause gebracht hat. Am nächsten Morgen ging es dann per Seil-Antrieb zur Werkstatt, gegen Mittag sollte mein Visa fertig sein. Das war er auch. Im ersten Anlauf schaffte ich 700 Meter bis zur nächsten Tankstelle, dann in 100-Meter-Schritten zurück zur Werkstatt. Dort war alles wieder in Ordnung, der nächste Versuch ging bis in den nächsten Stadtteil - "Hallo ADAC, ich brache einen Gelben Engel ...". Der hat mich in die Werkstatt begleitet (und ziemlich über den Kilometerstand von 191.000 gestaunt); nach dem Tausch der Benzinpumpe wollte mein Kleiner gar nicht mehr, und so habe ich den Samstag vormittag mit meinem Vater und allen gesammelten Motor-Ersatzteilen in der Werkstatt zugebracht und Fehler beseitigt:

Jetzt fährt er wieder, besser als vorher !

18. November 1998, bei ca. 193.600 km:

Besuch vom ADAC, mein Kleiner wollte mal wieder nicht. (So langsam werden mir die eMails an Prof. Siemsen peinlich - es erwischt immer seine Vorlesung. Das ist Zufall. Wirklich.)

19. November 1998

Er will schon wieder nicht, diesmal habe ich den Fehler zumindest teilweise selbst gefunden: Der Benzinfilter vor dem Vergaser war zur Hälfte mit Eis gefüllt, so daß kein Benzin mehr durchkam. Ausbauen, auftauen und trocknen war nicht so schwierig, nur funktionierte nach dem Einbau des Filters mein Auto immer noch nicht. Ein Blick in die Tiefen des Motorraumes reichte, um auch noch Eis im anderen Benzinfilter vor der Benzimpumpe zu finden. Also aufbocken, Vorderrad abbauen, Filter ausbauen, auftauen, trocknen, Filter einbauen, Rad anbauen, starten - läuft. In der Werkstatt ist man dann auch auf die Wasserquelle gestoßen: Der Tankstutzen hatte einen Riß, so daß das Spritzwasser durch den Kotflügel in den Tankstutzen und von da aus in den Tank gelangen konnte.

03. April 1999 (Ostersamstag), bei ca. 203.000 km:

Nett wie ich nun mal sein kann, will ich meine Freundin zum Einkaufen fahren - nur paßt der Zündschlüssel nicht mehr ins Zündschloß. Nach viel Ausprobieren konnte nach meinem Vater auch der ADAC nur noch feststellen: Schloß kaputt. Mit viel Mühe haben sie dann am Sonntag meinen Visa durch die enge Hofeinfahrt geschleppt und in die Werkstatt gebracht. Dort hat man gleich am Dienstag ein neues Zündschloß bestellt, am Mittwoch wurde das falsche geliefert, so daß ich am Donnerstag (Hallo Prof. Siemsen !) mit dem Bus zur FHO fahren mußte. Die Fahrt dauert ca. 90 Minuten (Bestzeit mit dem Visa: 45 Minuten), dafür kennt man für schlappe 11,- DM danach auch wirklich jeden Bauernhof in Ostfriesland. Zurück ging es dann natürlich auch wieder mit dem Bus, gleich bis nach Wilhelmshaven, um meinen Visa abzuholen. Die Fahrt dauert dann etwa zwei Stunden und kostet 15,50 DM. Ergebnis: Dreieinhalb Stunden Schaukelei für 26,50 DM. Dafür kann ich eine Woche mit dem Visa hin- und herfahren, ich komme pünktlich in Emden an und nicht nach Fahrplan 30 Minuten nach Vorlesungsbeginn. Sorry, VLA, aber diese Bustouren waren nicht gerade Werbung für den öffentlichen Personennahverkehr.

14. Juni 1999, bei ca. 207.700 km:

Es ist bei dem schmalen Auto ja immer ein Vergnügen, sich durch enge Lücken zu schummeln, wo kein Golf mehr durchpaßt. In 99,999999% aller Fälle klappt es ja auch. Aber an diesem Tag mußte ich unbedingt an einem parkenden Renault vorbei, obwohl mir ein 40-Tonner entgegenkam. Ein lauter Knall von rechts lies den Gedanken aufkommen, daß ich wohl doch etwas (5 mm) zu weit rechts gefahren bin. Ergebnis: Der rechte Außenspiegel ist nach Art eines Katzen-Schnurrhaares nach hinten geklappt. Nur sind Schnurrhaare eben nicht aus Glas, sonst würden sie genau so splittern wie der Spiegel. Am Renault ist glücklicherweise nichts passiert, und ich habe mir am nächsten Tag vom Entendoktor bei Sande einen neuen Visa-Spiegel für 25,- DM organisiert. Nach leichten Überredungsversuchen mit Hammer, Akkuschrauber, Spray, Bohrmaschine und Kneifzange war der alte Spiegel nach nur einer Stunde Arbeitszeit ab, und fünf Minuten später der neue dran.

Warum ist eigentlich der Spiegel vom Renault nicht nach vorne geklappt ?
Was passiert wohl, wenn der Renault mit dem Spiegel einen Fußgänger trifft ?
Mein Visa gibt nach und hinterläßt wahrscheinlich nur einen blauen Fleck. Der Renault dürfte mit so unnachgiebigen Spiegeln wohl etwas mehr Schaden anrichten. Und wenn sich die Kleidung des Fußgängers dann auch noch in der serienmäß am Spiegel befestigten Antenne verheddert, wird es richtig interessant für Ärzte und Anwälte ...

Freitag, 19.11.1999, bei ca. 211.800 km:

Im Winter auf nicht geräumten Seitenstraßen erwarte ich beim Bremsen ja keine nennenswerten Verzögerungen. So hat es mich auch nicht sehr überrascht, daß an diesem Morgen die Bremse etwas schwach schien. Aber als ich auf die schnee-, eis- und wasserfreie Hauptstraße fuhr und die Bremse immer noch schlapp wie auf Glatteis war, habe ich mich ganz spontan entschlossen, statt zur Arbeit lieber erst mal in die Werkstatt (diesmal zur Citroën-Niederlassung München) zu fahren.
Dort hatte man gut zu tun, so daß mein Auto erstmal in eine laaaaaaange Warteschlange kam ("Des wird vor Mitte nächster Woche nix"). Am nächsten Donnerstag hieß es dann: Bremse hinten links hinüber, muß alles neu. Die Teile waren natürlich nicht auf Lager, wieder hieß es: "Des wird vor Mitte nächster Woche nix." Dann kam am späten Freitag nachmittag der selben Woche ein Anruf von Citroën: "Ihr Auto ist fertig, die Mechaniker waren schneller als geplant". So bin ich mit dem letztmöglichen Bus und der letztmöglichen U-Bahn zum Frankfurter Ring gefahren und habe in letzer Minute vor Feierabend meinen Visa abgeholt, um endlich die für letzte Woche geplanten Einkäufe machen zu können.
Vielen Dank an Ingo für die Streifenkarte und an die "Schrauber" von Citroën München für die schnelle Reparatur!

Ostersamstag, 22.04.2000, bei ca. 217.450 km

Man soll sich halt nicht über zu schlappe Bremsen beschweren: Diesmal gab's geheizte Vorderfelgen, die Bremse war "etwas" am schleifen. Natürlich geht das auch auf die Fahrleistung, mehr als 60 mochte der Visa nicht mehr. Am Dienstag habe ich den Visa zur Citroën-Niederlassung in München gebracht, am Mittwoch kam der Kosten(vor)anschlag: Nach der Reparatur wird fast die ganze vordere Bremsanlage erneuert sein, nebenbei auch noch ein Radlager. Rein wirtschafftlich betrachtet ist der Defekt ein Totalschaden, aber erstens hänge ich an meinem Visa, zweitens ist ein anderer Gebrauchtwagen in der Preisklasse der Reparatur garantiert reparaturbedürftig, und drittens ist ein "ordentlicher" Gebrauchter zur Zeit einfach nicht drin. Also habe ich den Reparaturauftrag gegeben und warte auf das Ende der Warteschlange.

Ich vermisse den VIP-Status bei Citoën Wilhelmshaven!

Dienstag, 09.05.2000: Mein Visa fährt wieder ! Und ich bin 1.281,57 DM los.

Freitag, 09.06.2000, bei ca. 217.900 km

Nanu ? Tank leer ? Nee. Aber er ruckelt und geht aus, obwohl er noch einige Liter im Tank hat. Naja, am Samstag noch eine Fahrt, dann kam auch so langsam die Erleuchtung: Der Benzinfilter vor dem Vergaser ist fast trocken, ist wohl wieder die blöde Benzinpumpe. Also Dienstag ab in die Werkstatt, weil Montag Feiertag ist.

Eine Woche später ist der Visa wieder flott, diesmal war meine Diagnose falsch, die Benzinpumpe ist ok. Die Werkstatt hat die "Kraftstoffanlage überprüft, Leerlaufmagnetventil gereinigt [und] instandgesetzt, Vergaser befestigt [wohl kaum] und eingestellt." Dazu kam noch die [intern] Abgasuntersuchung (die gesetzlich vorgeschriebene, jährliche Lachnummer), die war gerade fällig, eine neue Lampe für den Blinker vorne rechts, ein halber Liter Motoröl, und das alles zum ungewohnt niedrigen Preis von 153,85 DM.

Ende Juli 2000, bei ca. 219.000 km

Urlaub in Wittmund ! Neue Zündkerzen rein (gute Bosch mit 4 Kathoden), Visa starten, ab auf die Autobahn und knapp 1.000 km quer durch Deutschland, das Gaspedal so weit unten wie möglich. 20 km vor Wittmund, schon nicht mehr auf der Autobahn, die Tanknadel kratzt an der Null, der Visa stottert. Anhalten, Reservekanister in den Tank, weiter. Hmm, was ist der plötzlich kraftlos ? Im zweiten Gang will er nicht mehr als 30 km/h fahren, und im dritten wird er langsamer ! Also wieder angehalten, bei noch laufendem Motor die Motorhaube geöffnet, Reserverad raus (liegt immer im Weg), Finger Richtung Gaszug, um zu sehen, was passiert. Der Blick schweift kurz zum rechten Zylinder. Komisch. In München war an der rechten Zündkerze noch ein Zündkabel. Hee! Da baumelt es, ein Ende an der Zündspule, ein Ende in der Luft. Motor aus - der lief immer noch, mit nur einem aktiven Zylinder (!!!) - Kabel wieder angeschlossen, und der Visa hat wieder Leistung (im Rahmen seiner Möglichkeiten).

Die Kennfeldzündung ist einfach phantastisch. Alle Welt (mich eingeschlossen) erwartet, das der Motor ausgeht, wenn man einen Zylinder von der Zündung trennt. Aber nein, die Kennfeldzündung regelt den anderen Zylinder so nach, daß man sogar mit einem Zylinder noch fahren kann.

Ende Januar 2001, bei ca. 222.000 km

Mein Visa hat mal wieder die 1.000 km quer durch Deutschland hinter sich gebracht, bis unter's Dach vollgeladen. Ich bin wieder mal in Wittmund, eine gute Gelegenheit, mich bei meinem Bruder über den mittlerweile doch sehr schlapp gewordenen Motor und das schlechte Kaltstartverhalten zu beklagen. Beim ohnehin fälligen Ölwechsel setzt mein Bruder zum Rundum-Schlag gegen fehlende Leistung an: Neuer Ölfilter (ohnehin fällig), neuer Luftfilter, neue Zündkabel, neue Zylinderkopfdichtungen, Vorwärmschlauch (vom linken Abgas-Wärmetauscher zum Luftfilter) wieder montiert, Ventile eingestellt. Das Einstellen der Ventile war nötig, der linke Zylinder hat sich gründlich verstellt, seit der Visa ausgeliefert wurde - so lange scheint sich darum keiner gekümmert zu haben. Bei der anschließenden Probefahrt ist der Visa bösartigerweise liegen geblieben, noch vor Ort hat mein Bruder den Fehler gesucht, gefunden und beseitigt: Die Masseverbindung der Kennfeldzündung, ein kleines Stecker-Kupplung-Paar dicht am Akku, war so start korrodiert, daß der Motor nicht mehr zünden konnte.

Juli 2001, bei ca. 228.000 km

Es ist fast vorbei. Ich habe über meinen Bruder einen "neuen" gebrauchten [intern] BX 19 TZI tecnic gekauft, der den Visa ablösen wird. Die letzte große Fahrt des Visas wird meine Freundin und mich nach Wittmund bringen, noch einmal ca. 1.000 km quer durch Deutschland. Dort wird der Visa stillgelegt und verkauft.

Ich bin immer noch davon überzeugt, daß der Visa ein gutes Auto ist. Nur ist mein Visa während seiner gesamten Lebensdauer nur minimal gepflegt worden, so daß die Karosserie mittlerweile eher an Schweizer Käse erinnert. Es gibt einige undichte Stellen, viele Stellen sind "zugespachtelt", und der Rost frißt immer mehr Teile der Karosserie weg. Hätte man den Visa ab Werk besser gegen Rost geschützt (vollverzinkte Karosserie), würde ich weiterhin Visa fahren. Die Entscheidung, den Visa aufzugeben, habe ich nur wegen der verrottenden Karosserie getroffen, deren Reparaturkosten (oder sollte ich Restaurierungskosten sagen ?) den Preis für den BX locker übersteigen würden. Motor, Getriebe und Lenkung des Visas sind super, die Bremsen haben unter den langen Standzeiten in München etwas gelitten. In der Stadt ist der Visa kaum zu schlagen: Er ist so kurz, daß er in fast jede Parklücke paßt, er ist so schmal, daß er durch fast jede Lücke paßt, und in den Kofferraum passen Einkäufe für zwei Wochen.

Der BX ist größer, stärker (fast vierfache Motorleistung), schneller (+64 km/h auf dem Papier), komfortabler, besser gepflegt, besser ausgestattet, aber auch wesentlich teurer bei Steuer, Versicherung und an der Tankstelle. Das "Durchmogeln" im Stadtverkehr und das Einparken in kleine Lücken wird mit dem BX schwerer werden.